Geschichte

Quelle: Wikipedia, Eintrag St. Wendel

"Den Kern der Stadt St. Wendel bildete wahrscheinlich der Hof eines Grundherrn aus der Merowinger Zeit (spätes 6. Jhd.) namens Baso. So entstand der Ortsname Basonevillare, d. h. Landgut des Baso. Dieser Name hätte sich in unserer Zeit vermutlich zu Bosenweiler weiterentwickelt - wäre die Wendalinusverehrung nicht gewesen; vgl. die Bezeichnungen Bosenberg und Bosenbach, in denen Basos Name noch überlebt hat. Basos Hof lag auf der Schulter des Bosenbergs, zwischen der Todtbach und dem Bosenbach. Mitte des 7. Jhd. kaufte der Bischof von Verdun, Paulus, Basonevillare. Außerdem erbte er von einem fränkischen Adeligen, Adalgisil, mit dem Beinamen Grimo, die Stiftung Tholey (damals noch ohne Kloster). Auf diese Weise kam das Gebiet von St. Wendel auf Jahrhunderte zu Verdun. Kurz zuvor war der Eremit Wendalinus bei Basonevillare, gestorben. Er wurde Zeit seines Lebens von der Bevölkerung sehr verehrt. In Folge dieser Verehrung entwickelte sich in den Jahrhunderten nach seinem Tode eine ausgedehnte Wallfahrt, was schließlich dazu führte, dass der alte Siedlungsname Basonevillare im Laufe des 12. Jhd. durch St.Wendel ersetzt wurde.

Die Grafen von Blieskastel, deren Besitz sich vom nördlichen Lothringen zu beiden Seiten der Blies quer über den Hunsrück bis nach Bernkastel an der Mosel, dem heutigen Bernkastel-Kues, erstreckte, legten im 10. Jhd. in den Bliesniederungen eine Wasserburg an, die dem Schutz des aufstrebenden Wallfahrtsortes diente. Diese Wasserburg bestand aus einem aufgeschütteten Erdhügel, auf dem sich ein hölzerner Wohnturm befand. Er war von einem Palisadenzaun und einem Wassergraben umgeben. Eine solche Anlage nannte man mote, deshalb nennt man diesen Platz in St. Wendel heute noch die Mott.

Einen dritten Bereich bildete eine kleine Kirche, „über dem Grab des Wendalinus“, die wahrscheinlich dort stand, wo sich heute die Magdalenenkapelle befindet. Erst im 9. oder frühen 10. Jhd. entstand eine Kirche am Standort der heutigen Basilika, in die im Laufe des 11. Jhd. die Reliquien des hl. Wendalinus gebracht wurden, und zu der am Wendelstag in Oktober gewallfahrtet wurde. Parallel zur Wallfahrt entstand der Wendelsmarkt, der zentrale Markt der gesamten Umgebung für Vieh, Kleidung und Gebrauchsgegenstände. Um die Kirche siedelten sich schon früh der Adel und der Klerus an. Burg, Hof und Kirche wuchsen erst im 14. Jhd. allmählich zusammen.

Bis Mitte/Ende des 10. Jhd. war St. Wendel ein wichtiger Verduner Stützpunkt im Westreich. 1326/28 erwarb der trierer Kurfürst und Erzbischof Balduin von Luxemburg Burg und Dorf St. Wendel. Er wollte den lothringischen Einfluss vom Rhein abdrängen. Mit dem Erwerb St. Wendels durch Balduin entwickelte sich die Siedlung sehr bald zu einer mittelalterlichen Stadt. Erster Amtmann (Burggraf) wurde Jakomin von Monkler. Als Vertreter des Kurfürsten ließ er eine neue Burg errichten. Außerdem veranlasste Erzbischof Balduin den Bau einer neuen Pilgerkirche. Auf dem Reichstag zu Nürnberg erkaufte Balduin 1332 bei Kaiser Ludwig dem Bayern die Stadtrechtsurkunde für St. Wendel, was der Stadt und dadurch wiederum dem Bistum dauerhaft weitere Einkünfte brachte. Sein Nachfolger, Erzbischof Werner von Falkenstein, ließ 1388 eine Mauer rings um die Stadt ziehen. Zu dieser Zeit lebten etwa 500 Menschen in St. Wendel.

War der heutige Fruchtmarkt im 14. Jhd. noch das Viertel des Adels und der Geistlichkeit, so wurde er ab dem 15. Jhd. zum Marktplatz. Hier siedelte sich in den ehemaligen Adelshöfen die mittelständische Bürgerschicht (u.a. Handwerker und Händler) an. Es bildeten sich Zünfte, die ein Mitspracherecht in der Stadtverwaltung durch die Schöffen erlangten. 1455 entstand die städtische Hospitalstiftung, etwas später auch das Rathaus. Mitte des 15. Jhd. war die Einwohnerzahl auf 700 gestiegen.

1591 wurde ein Großteil der Stadt durch einen Brand in Schutt und Asche gelegt. Kaum hatten die Bürger mit dem Wiederaufbau begonnen, brachten Einquartierungen und Kontributionen (Beiträge zum Unterhalt von Besatzungstruppen) während des 30-jährigen Krieges (1618-1648) die Stadt an den Rand des Ruins.

Im Französisch-Holländischen Krieg (1672-1697) wurden alle Häuser bis auf wenige Ausnahmen niedergebrannt (Lichtmess 1677). Die Stadtmauer wurde geschleift. Auch das Rathaus und die kurfürstliche Burg wurden verwüstet.

Während des Spanischen Erbfolgekrieges (1701-1714) wurde die Stadt erneut besetzt und geplündert. Gewerbe und Handel konnten sich lange Zeit nicht mehr erholen. Erst 1714 konnte mit dem Aufräumungsarbeiten begonnen werden.

Auch im Polnischen Erbfolgekrieg (1733-1736), im Österreichischen Erbfolgekrieg (1741-1748) und im Siebenjährigen Krieg (1756-1763) marschierten die Truppen durch St. Wendel und es mussten Kontributionen geleistet werden.

Erst um die Mitte des 18. Jhd. begann die Bürgerschaft wieder aufzuatmen. Die städtebauliche Entwicklung der Stadt war lange gekennzeichnet gewesen durch einen großen Gegensatz zwischen der sehr hohen Wohndichte im mauerumringten Bereich der Altstadt und der geringen Wohndichte außerhalb. Nun war die Mauer weg, die Stadt begann sich etwas auszudehnen. Die Gewerbe, vor allem die Woll- und Lederindustrien, lebten von Neuem auf. Es gab große Betriebe mit über 100 Webstühlen. Kaufleute aus Saarbrücken und Straßburg deckten hier ihren Bedarf an guten Tüchern, während die Gerbereien ihre Ledererzeugnisse auf die Frankfurter Messe brachten. So bildete sich bald eine wohlhabende Oberschicht, es entstanden zahlreiche prächtige Wohnhäuser und Wirtschaftsgebäude. Der Wendelsdom wurde 1753 mit einer dreistufigen barocken Kuppelhaube versehen. Zudem fanden zahlreiche städtebauliche Maßnahmen statt (z. B. Anlegen von Straßen, Bebauung des Schlossgeländes, Verlegung des Friedhofs von der Basilika vor das Obere Tor der Stadt).

Während der Revolutionskriege hatte St. Wendel ab 1792 unter Plünderung und Einquartierung durch Truppen beider Seiten zu leiden. Wollweber und Gerber mussten für Kriegszwecke fronden (eine Art Steuer zahlen). Die Einführung der Gewerbefreiheit schaffte die alten Zunftordnungen ab, wodurch viele Meister arbeitslos wurden, da es keine Preisbindungen mehr gab und Pfuscher unter Preis arbeiteten. Ab 1798 gehörte der Kanton St. Wendel zum Arrondissement Saarbrücken, Saardepartement. Allmählich kam wieder etwas Wohlstand in die sich langsam aber stetig ausdehnende Stadt. In der Kelsweilerstraße wurde die obere Stadtpforte abgerissen und eine Brücke über die Todtbach, in der jetzigen Bahnhofstraße eine Brücke über die Blies gebaut.

1814 erhielt Herzog Ernst I. von Sachsen-Coburg-Saalfeld für seine Verdienste in den Befreiungskriegen (gegen Napoleon) die Kantone St. Wendel, Grumbach und Baumholder (zusammen ca. 20.000 Einwohner) zugewiesen. Ab 1816 nennt er dieses Gebiet Fürstentum Lichtenberg, dessen Grenzen sich heute noch weitgehend unverändert in denen des Evangelischen Kirchenkreises St. Wendel wiederfinden. Die herzogliche Regierung war in der Finanz- und Wirtschaftspolitik erfolgreich, doch sie versuchte die Justiz einer staatlichen Kontrolle zu unterwerfen. Das Vertrauen der Lichtenberger in eine unabhängige Rechtsprechung schwand. Nach der Bildung eines Landrates hoffte die Bevölkerung auf eine Mitbestimmung in der Gesetzgebung, Steuerpolitik etc., doch Herzog Ernst entschied in vielen Fällen eigenmächtig. Die Bevölkerung wurde zunehmend unzufrieden, was zu Unruhen führte. Im Zuge der liberalen Bewegung nach dem Hambacher Fest 1832 eskalierten die Auseinandersetzungen. Die Revolten der Bevölkerung wurden mit Hilfe preußischer Truppen aus Saarlouis niedergeschlagen. 1834 verkaufte der Herzog das Land an das Königreich Preußen. St. Wendel wurde Kreisstadt im Regierungsbezirk Trier.

Der preußische Staat machte aus St. Wendel einen Garnisonsstandort. Doch ökonomisch ging es der Gegend in dieser Zeit sehr schlecht. Bis zur Mitte des 19. Jhd. wanderten viele Bürger aus dem St. Wendeler Land nach Amerika aus.

Mitte des 19. Jhd. wuchsen die Stadt St. Wendel und die nahegelegenen Orte Alsfassen und Breiten allmählich zusammen. Die heutige Bahnhofstraße, die nach Niederweiler (den Bereich am heutigen Bahnhof) führte, wurde bebaut und ebenso die Brühl- und die Kelsweilerstraße, die nach Breiten und Alsfassen führten. 1859 schließlich wurden St. Wendel, Alsfassen und Breiten zu einer neuen Stadt St. Wendel zusammengeschlossen. Weitere bauliche Maßnahmen: Straßenbeleuchtung, Bau des Hospitals, Friedhofverlegung an die Werschweilerstraße, Bau der evangelischen Kirche (1841). Die Wirtschaftslage in St. Wendel änderte sich erst 1860, mit der Eröffnung der Rhein-Nahe-Bahn zwischen Bingen und Saarbrücken, wovon die Stadt als Bahnstation und durch den Bau der Eisenbahnwerkstätte profitierte. Die Eisenbahnwerkstätte befand sich zuerst gegenüber des Bahnhofs am Tholeyerberg, in den Jahren 1913 bis 1915 wurde sie am Schwarzen Weg, heute Werkstraße neu errichtet (heute: HIL Heeresinstandsetzungslogistik GmbH).

1898 ließ sich die Steyler Missionsgesellschaft in St. Wendel nieder und errichtete ein großes Missionshaus. Zudem setzte rund der Jahrhundertwende die Reaktion auf die Veränderung der Wirtschafts- und Gesellschaftsstruktur mit umfangreicher Städteerweiterung ein. Dies hatte zur Folge, dass zwischen 1910 und 1937 sich die Wohnbaufläche mehr als verdoppelt hatte. Während der NS-Zeit wurde 1937/38 am westlichen Stadtrand beiderseits der Ausfallstraße nach Winterbach ein großer Kasernenkomplex errichtet.

Nach dem Zweiten Weltkrieg setzte mit dem Wirtschaftswunder noch einmal eine starke Expansion der Wohnbebauung ein. Doch die Rückgliederung an die Bundesrepublik brachte St. Wendel zunächst eine negative Entwicklung, da 1960 mit der traditionsreichen Tabakfabrik Marschall ein großer Arbeitgeber schließen musste. Im Kasernenkomplex an der Tholeyer Straße war von 1951 bis Juli 1999 eine französische Garnison untergebracht.

Trotz aller Kriege war noch in den 1960er Jahren viel historische Bausubstanz im Stadtkern von St. Wendel vorhanden. Unter den Bürgermeistern Franz Gräff (1956-1974) und Jakob Feller (1974-1982) zerstörten mangelndes Geschichtsbewusstsein und wirtschaftlich orientierte Sanierung jedoch bis Anfang der 1980er Jahre zahlreiche Gebäude. Spuren der mittelalterlichen Stadt sind jedoch in der Nähe des Wendelsdomes noch zu erkennen.

St. Wendel hat durch die Gebietsreform von 1974, bei der mehrere Dörfer im Umland zum Stadtgebiet gezogen wurden, heute rund 27.000 Einwohner.

Bis zum Ende des 18. Jahrhunderts gehörten die heutigen Orte der Stadt zu unterschiedlichen Herrschaften: Fürstbistum Trier, Nassau-Saarbrücken, Pfalz-Zweibrücken; die ehemals naussauischen und pfälzischen Orte sind bis heute überwiegend evangelisch geprägt. Von 1816 bis 1834 gehörte St. Wendel zum Fürstentum Lichtenberg, das dem Herzogtum Sachsen-Coburg unterstand, und anschließend zu Preußen, in dessen Rheinprovinz das Gebiet als Landkreis St. Wendel eingegliedert wurde. Seit 1947 gehören die bis dahin bayerisch-pfälzischen Orte Osterbrücken, Hoof, Niederkirchen, Marth, Saal und Bubach (Landkreis Kusel) zum Landkreis St. Wendel und kamen mit der kommunalen Neugliederung 1974 zur Stadt St. Wendel.

Im Zuge der Konversion des Kasernengeländes wurden die Gebäudekomplexe der ehemaligen Kasernen baulich sehr verändert. Der südliche Teil der Kasernen wurde zur Erweiterung des angrenzenden Gewerbegebietes. Auf dem angrenzenden Standortübungsplatz wurde ein zum Verbundsystem der Golfanlagen Weiland gehöriger Golfplatz angelegt.
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